Südafrika,  04.05 

Kapstadt (Suedafrika) im April 2005

Hallo,

die Stella Maris ist immer noch in Kapstadt. Mit Ausnahme der 7 Wochen, die wir in Kiel verbrachten, sind wir nun seit Anfang November in Suedafrika. Von Richards Bay und von Kapstadt aus haben wir einige Ausfluege unternommen, wenn auch nicht soviel, wie wir uns anfangs vorgestellt hatten. Wegen eines Raubueberfalls auf mich (Inge) in Kapstadt waren wir ein wenig geschockt und trauten uns zunaechst nicht mehr, uns im Land frei zu bewegen. Ich bin fast nicht verletzt worden und bekommen haben sie auch nichts. So ist alles noch gut abgegangen, da es sich offensichtlich nicht um Profis handelte. Andere Segler sind von Profis ueberfallen und mit Messern bedroht worden, sie haben sofort alles hergegeben. Das haette ich in so einem Fall auch getan. Meine Burschen hatten kein Messer.

Wir waren im Kruegerpark, in Simbabwe bei den Victoria Faellen, in Johannesburg und Soweto, in den Weinanbaugebieten von Stellenbosch und Franchoek, sind die sogennate Route 62 entlang gefahren (eine alte Strassenverbindung von Kapstadt zur Ostkueste, parallel zur Gardenroute und die Garden Route. Wir haben mit dem Auto verschiedene Hafenstaedte von Land aus besucht und sind auch zum Kap Agulhas (dem suedlichsten Punkt Afrikas und der Stelle, wo Indischer Ozean und Atlantic sich treffen) und zum Kap der Guten Hoffnung gefahren. Wir haben ueber 30 einheimische Saeugetiere, viele Voegel (auch Pinguine) und Reptilien gesehen, vor allem in Wildparks wie dem Kruegerpark. Einer besonderen Anstrengung bedurfte es um eine Familie von Erdmaennchen (in Hoehlen lebenden Wuestentieren, die immer ein Familienmitglied als Wachtpostenh abstellen) zu beobachten. Wir wurden um 5.30 Uhr, in dunkler Nacht, von unserem Guide im Hotel abgeholt und dann zur Schlafhoehle der Tiere gefuehrt, die sie kurz nach Sonnenaufgang verliessen, um ihre Baeuche in die Sonne zu halten. Nach einer halben Stunde, in der wir die Tiere beobachten konnten, waren sie genuegend aufgewaermt und machten sich davon auf Nahrungssuche. Wir taten das gleiche und stuerzten uns im Hotel auf das
Fruehstueck.

Von Richards Bay waren wir Anfang Dezember aufgebrochen, um nach Kapstadt zu segeln. Doch schon beim Auslaufen bemerkten wir, dass die elektrische Selbsteueranlage nicht mehr arbeitete, so liefen wir Durban, den naechsten Hafen, an.

Vielleicht zunaechst einige Worte zum Segeln rund Suedafrika. Parallel zur Ostkuste setzt ein starker Strom nach Suedwesten. Die vorherrschende Windrichtung ist Suedost. So muessten also ideale Bedingungen fuer einen schnellen Toern herrschen. Aber leider wird der schoene Suedostwind haeufig von durchziehenden  Fronten unterbrochen, die heftige Suewestwinde bringen koennen. Diese Fronten kommen im Fruehjahr und beginnenden Sommer (also bis Dezember) sehr haeufig und koennen auf dem Suedwest setzenden  Strom sehr gefaehrliche Monsterwellen verursachen. Daher gibt es nur eine Regel: sei nie auf dem Strom, wenn Suewestwind weht.

Nach Reparatur der Selbsteueranlage warteten wir also in Durban wieder auf ein Wetterfenster, das mindestens fuer 240 sm reichen musste, da es zwischendurch keinen Hafen gibt. Fred, ein australischer Amateurfunker, der all den vorbeisegelnden Yachten Jahr fuer Jahr taeglich mehrtaegige Wettervorhersagen ueber Funk und auch ueber Telefon gibt, gab den wartenden Yachten am 19. Dezember dann gruenes Licht. Und dieses war ein ganz ungewoehnliches Wetterfenster. Wir erreichten nicht nur den naechsten Hafen sondern konnten unseren Toern fortsetzen und weitere 300 sm bis Mossel Bay segeln. Hier wollten wir etwa eine Woche bleiben, ein Auto mieten und uns mit neuen Freunden aus Richards Bay treffen. Aber der Hafen war voll, es regnete ununterbrochen, der Ankerplatz war schrecklich rollig und das Wetterfenster war immer noch gut. So beschlossen wir, nach einer Nacht im Hafen, weiter zu segeln und erreichten am 25. Dezember morgens einen Hafen (Hout Bay) etwa 20 sm suedlich von Kapstadt. Fuer die gut 800 sm von Durban bis Hout Bay sind wir weniger als 5,5 Tage gesegelt (die Hafenstunden der einen Nacht nicht eingerechnet). Am 28. Dezember verholten wir nach Kapstadt.

Kapstadt ist eine schoene Stadt, bietet alle Versorgungsmoeglichkeiten und auch das kulturelle Angebot ist ansprechend. Aber fuer das Boot ist es ein schrecklicher Platz. An vielen Tagen, zumindest von Januar bis Mitte April) weht ein heftiger Suedostwind mit Boen bis 40 oder 50 Knoten. Die Luft ist stark verschmutzt, so dass sich nach wenigen Tagen schwarze Duenen auf dem Deck bilden und Wanten und laufendes Gut vor Dreck starren. Das Wasser ist wegen eines nordsetzenden kalten Stromes (Benguelenstrom) sehr kalt (meistens zwischen 12 und 14 Grad), so dass im Unterwasserschiffsbereich viel Kondensation herrscht. Ausserdem ist es im Schiff kuehl, so dass man immer eine Jacke anziehen und Massnahmen gegen kalte Fuesse treffen muss.

Insgesamt war Suedafrika nicht uninteressant aber wegen der eingeschraenkten Sicherheitslage fuehlten wir uns doch beeintraechtigt. Es gibt jedoch viele nette und interessante Menschen und da wir auch Kontakte zu alteingessenen Burenfamilien und zu eben so alt eingessenen englischstaemmigen Famielen haben, haben wir viel ueber die Geschichte und Trennung dieser beiden weissen Gruppen gelernt. Das waren teils erstaunliche Dinge.

Stella Maris war ueber Ostern an Land und ist aussen und innen ein wenig ueberholt worden. Heute,  Sonntag, und in den naechsten 2 Tagen  werden die letzten Ueberholungsarbeiten durchgefuehrt, so dass wir hoffen, am Mittwoch auslaufen zu koennen.

Unser naechster Hafen soll Luederits sein (knapp 500 sm). Danach soll es nach St. Helena gehen (ca 1.300 sm) und dann zu den Azoren (nochmals 3.600 sm) wo wir um den 20. Juni anzukommen hoffen.

Wir melden uns, wenn es von den Azoren nicht klappen sollte, spaetestens Ende August aus Kiel.

Liebe Gruesse von
Inge und Wolfgang von der Stella Maris


letzte Änderung 4. 2005