Reisebericht der Stella Maris in Polynesien 2003

Eine Rundreise durch Polynesien.
Stella Maris - Kiel

Brisbane - Auckland - Tonga - Samoa - Fiji

Wir sind jetzt rund 3 Monate unterwegs und haben damit gut die Haelfte unserer diesjaehrigen Segelsaison schon wieder hinter uns. Vor uns liegen noch je 1 Monat Vanuatu und Neukaledonien und dann die Ueberfahrt nach Brisbane.
 
In Brisbane sind wir am 19. Mai mit Hubert ausgelaufen, um in 5 Wochen nach Samoa zu segeln oder wenigstens nach Tonga.

Jedoch ganz anders als geplant verlief unsere Ueberfahrt. Wir wussten, dass wir weit nach Sueden ausholen mussten, um  in einen guenstigen Westwind zu gelangen. Auf dem Weg dorthin hatten wir jedoch viel Flaute und verbrauchten einen grossen Teil unseres Dielesoels, dann ereilte uns eine Front mit viel Wind (18 Stunden beigedreht). Das anschließende Segelvergnuegen waehrte nicht lange und wir fanden uns in einem ausgedehnten Hoch wieder, in dem wir 3 Tage nahezu bewegungslos herumtrieben. Der Diesel reichte nicht mehr, um aus dem Hoch  herauszufahren.  Die Zeit lief dem armen Hubert davon, der seinen Flieger erreichen  musste, um rechtzeitig wieder im Dienst zu sein. Als wir endlich den so erhofften Westwind bekamen, zeigten die Wetterkarten in Richtung Tonga wieder einen grossen Hochdruckguertel. Es war klar, dass wir Tonga mit unserem Dieselvorrat nicht rechtzeitig erreichen wuerden. Wir liefen, kurz entschlossen Whangarei in Neuseeland an. Hubert verliess uns hier, um noch ein wenig Neuseeland zu erkunden und dann von Auckland in Richtung Kiel zu fliegen.

Wir verbrachten 10 kuehle Tage im neuseelaendischen Winter. Tags war es mittags etwa 18 bis 20° warm, abens, nachts und morgens war es jedoch empfindlich kuehl (morgens in der Kajuete nur 11°). Da wir in Whangarei an einem Steg mit Stromversorgung lagen, kauften wir flugs einen elektrischen Heizluefter und hatten es dann schoen warm.

Wir versorgten das Schiff, kauften zusaetzliche Dieselkanister, die an Deck untergebracht wurden und pflegten das gesellschasftliche Leben. In Whangarei gibt es einen sehr aktiven TO-Stuetzpunkt-Leiter und eine Kneipe am Hafen, die jeden Dienstag von 18.00 bis 19.00 Uhr das Bier zum halben Preis verkauft (alle Segler treffen sich dort). In der Naehe gibt es dann eine Westernkneipe, in der man Montags bis Donnerstags bis 21 Uhr ein Steak mit Salat und Pommes Frites und ein Bier (O,3l) fuer nur  rund 7 Mark bekommen konnte. Außerdem gab es ein deutsches Kaffee (von einem haengen gebliebenen Seglerehepaar betrieben), in dem es richtig guten Kuchen und Torten zu essen gab. Auf dem Markt (nur Sonnabends) konnte man Mischbrot mit Koernern und milden Kaffee von Melitta kaufen (schmeckt koestlich nach all dem scharf gebrannten Zeug, das wir sonst so kriegen).

Nach 8 Tagen versuchten wir auszulaufen, hatten jedoch ein kleines Tief unterschaetzt. Als wir aus der geschuetzten Flußmuendung, an der Whangarei liegt, herauskamen, wehte es heftig, wir mussten auch hoeher ran als gedacht und nach kurzer Zeit war ich das erste Mal auf unserer 3 jaehrigen Reise sterbens seekrank. Beidrehen brachte mir ueberhaupt nichts, so bettelte ich Wolfgang um eine geschuetzte Ankerbucht hinter einer der vorgelagerten Inseln an. Aber da gab es nichts Brauchbares. Wolfgang wendete das Boot, wir segelten zurueck, auf dem Vor-Wind-Kurs ging es mir bald wieder gut und wir erreichten im letzten Buechsenlicht noch eine Ankerbucht unter Land. Am naechsten Morgen wehte es draussen immer noch und wir kehrten nach Whangarei zurueck, wo wir drei Tage spaeter mit 3 anderen Booten (dabei das deutsche Boot "Joeke",deren Eigner wir schon seit Mogan - Kanaren - kennen) Richtung Tonga ausliefen. Regelmaessiger Funkkontakt war  verabredet.

Die Reise nach Tonga verlief abwechslungsreich. Zunaechst 1 Tag angenehme Segelei, dann 5 Tage durch ein Hoch motoren, dann kam Wind (3 Tage etwa 7 bis 8 Bft schraeg von achtern), der uns schnell nach Tonga blies. Wir erreichten die Durchfahrt durchs Riff 2 Stunden nach Dunkelheit. Wolfgang entschloss sich jedoch (unsere Karte war offensichtlich im 2. Weltkrieg mit amerikanischer Hilfe neu erstellt) mit Radar und mit elektronischer Seekarte, auf der ueber GPS die Position des Schiffes angezeigt wird, durch das Riff zu gehen und kurz dahinter an einer geschuetzten Stelle zu ankern. Die Brandung auf dem Riff war im Radar deutlich zu sehen. Die Durchfahrt glueckte, kurz danach verbrachten wir eine ruhige Bauernnacht vor Anker, statt beigedreht bei 7 bis 8 die Nacht draussen zu verbringen. Als Opfergabe an Boncu Boncu verloren wir waehrend der 3 windigen Tage  das Oberteil der 3-Farbenlampe samt Windex vom Masttop.

Am naechsten Morgen verholten wir in den Hafen und nahmen Kontakt zu dem TO-Stuetzpunktleiter Paul auf, der uns und der Joeke, die auch angekommen war, bei der Einklarierungsprozedur behilflich war. Einen der naechsten Tage wurde bei ihm mit drei Bootsmannschaften ein grosser Fisch geraeuchert und mit viel Bier und Salaten verspeist. Wir schlugen dann Wurzeln, weil am 4. Juli der Koenig Geburtstag hatte, und wir die oeffentlichen Feierlichkeiten - eine Militaerparade und eine Art Karnevalsumzug - ansehen wollten.   Ausserdem wurde ein neuer Windex im Top installiert, auf die neue Lampe mussten wir bis Samoa warten, da sie erst von Volker mitgebracht werden sollte.

Ohne noch weitere Tongainseln zu besuchen, sind wir dann nach Samoa ausgelaufen, weil Volker dort am 10. Juli landen sollte. Die ca 500 sm lange Ueberfahrt verlief problemlos und wir kamen am 8. Juli dort an. Apia kannten wir vom Vorjahr. Wir genehmigten uns in einem der bekannten Hotels  eine Show mit pazifischen Taenzen und Gesaengen und einem Teil, der von Feuertaenzern bestritten wurde, zu deren Abschluss es dann ein grosses Buffet mit vielen einheimischen Gerichten gab. Die Show, einschliesslich der Feuertaenze wird von dem Hotelpersonal bestritten.

Mit Volker segelten wir dann zur Nachbarinsel Savai'i, auf der wir 2 Buchten besuchten und  eine Autofahrt rund um die tropische Insel machten. Mitten im Regenwald besuchten wir die groesste Kultstaette Polynesiens, deren Bedeutung nicht mehr bekannt ist. Es handelt sich um eine aus Steinen etwa 11 m hoch aufgeschichteten Pyramidenstumpf, der an der Basis eine Kantenlaenge von ca 40 x 60 m hat.

Der anschließende wiederum ca 600 sm lange Toen nach Suva, Fiji, verlief zunaechst ganz gemuetlich, dann wurde der Passat jedoch mal wieder durch eine Front gestoert und wir mussten die letzten 50 sm kreuzen. (Das hatten wir schon lange nicht mehr getan).

In Suva kannten wir uns aus. Es war verregnet wie letztes Jahr, und bot auch all die gleichen  Annehmlichkeiten z.B. warme Dusche).

Nach einer Woche Versorgung (Volker lud akuelle Programmme aus dem Internet und brachte meinen Computer auf Vordermann) begannen wir nach Westen zu segeln. Ziel war zunaechst eine Inselgruppe mitten in einem grossen Riffgebiet ca 30 sm SW von Suva (Beqa).  Hier ankerten wir vor einem Dorf und besuchten den Chief, um unser Gastgeschenk zu ueberreichen.

Dies erfordert nun wohl einige Erklaerungen:

In Fiji gehoert alles Land in der Regel einer der jeweils ansaessigen Grossfamilien (Clans). Will man an Land, so ist es ueblich, zuerst dem Chief (oder Tui) einen Besuch abzustatten und ein Gastgeschenk zu ueberreichen. Naehert man sich dem Dorf und bleibt zoegernd stehen, wird man von einer Frau oder einem Mann angesprochen, von dem man zum Chief gefuehrt wird. Unterwegs fragt er nach Namen, Schiffsnamen,und Herkunftsland. Vor dem Chief setzt man sich auf den Boden, ohne dem Chief die Fußsohlen zu zeigen (natuerlich barfuss). Die Begleiter erzaehlen dem Chief die erfragten Einzelheiten. Man selbst darf zunaechst nicht selbst mit dem Chief reden, es sei denn, er fordert einen selbst dazu auf. Das Gastgeschenk wird vor dem Chief auf den Boden gelegt, damit er die Moeglichkeit hat, die Annahme zu verweigern. Nimmt er das Gastgeschenk an, folgt ein Singsang mit Haendeklatschen, in dem fuer die Gaeste und alle ihre Verwandten zu Hause der Segen der Goetter erbeten wird . Gelegentlich folgt eine Kawa-Zeremonie.

Nun, welcher Art sind die Gastgeschenke? Ueblich ist mindestens ein groesseres Bund von getrockenen Kawawurzel (wir hatten uns mit 500 gr- Buendeln - a etwa 5 € - in Suva eingedeckt). Die Wurzeln werden fuer eine Kawa-Zeremonie klein geschnitzelt, dann in kaltes Wasser gegeben und ordentlich durchgedrueckt und gewrungen. Danach gibt es Kawa aus dem grossen Topf, einer nach dem andern erhaelt einen Schluck aus einer halben Cocosnussschale. Das Zeug hat eine leicht betaeubende Wirkung auf Lippen und Zunge, groessere Mengen sollen muede machen und am naechsten Tag einen Kater verursachen. Es sieht wie eine lehmige Bruehe aus und schmeckt auch so aehnlich.

Ein langer Toern brachte uns von hier zu der nordwestlichsten Inselgruppe von Fiji, zu den Yasawas. Von Nord nach Sued besuchten wir einige schoene Buchten, besuchten Chiefs (mit Kawa) schnorchelten (Volker tauchte) und machten einen Ausflug zu einem großen Hoehlensystem, in dem auch geschwommen werden konnte. Leider waren hier wie auch in einer der anderen Buchten viele Seelaeuse, die beim Baden bissen. Die Hoehle enthaelt einige Steinritzungen, die es in aehnlicher Weise an weiteren Orten gibt, deren Bedeutung aber nicht mehr bekannt ist.

Wir fuhren (mangels Wind unter Motor) zu der naechst suedlicheren Inselgruppe, den Mamanuthas). In einer Marina, richtig am Steg, mit warmer Dusche und Bars mit leckeren Drinks lassen wir es uns hier gut gehen und geniessen mal wieder die Zivilisation. Von hier werden wir ca 10 sm zum Festland fahren, um Volker in den Flieger zu setzen.

Danach werden wir, sobald das Wetter es zulaesst, nach Vanuatu starten, Wo wir den September verbringen wollen. Der Oktober ist fuer Neukaledonien reserviert.

Im November wollen wir - nach einem 5 taegigen Stop in New York - in Kiel landen. Wir hoffen, dann einige von Euch zu sehen, oder wenigstens zu hoeren.

Bis dahin viele liebe Gruesse

von der Stella Maris-Crew
Inge, Wolfgang und z.Zt. Volker


letzte Änderung 8. 2003