Reisebericht der Stella Maris durch Polynesien 2002

Durch den Pazifik / Polynesien
Stella Maris - Kiel

Papete - Bora-Bora - Suvarov - Tonga - Fiji - Vanuatu - Brisbane

Fast 4 Monate sind seit unserer letzten Nachricht vergangen, sehr viel mehr Zeit, als wir ursprünglich geplant hatten. Aber einerseits war es überall so schön, daß wir länger blieben, andererseits weht im westlichen Pacifik nicht immer der schöne Süd-Ost-Passat, so daß es sich lohnt, für manche Passagen auf ein  "Wetterfenster" zu warten. So verzögerte sich alles. Aber schließlich sind wir am 4. November 02 gut in Brisbane (Australien) angekommen.

Wo soll ich anfangen ? Die Reise ist genau so abgelaufen, wie ich sie am Ende des letzten Briefes skizziert habe, also, von Papeete zunächst mit dem Flugzeug zur Osterinsel und zurück nach Papeete, dann mit dem Schiff weiter nach Moorea, Raiatea, Bora-Bora, Maupiti (220 sm), Suvarov (Cooks-Islands, 700 sm), Opulu (West-Samoa, 500 sm) Niuatoputapu (Tonga, 170sm), Fiji (Savusavu und Suva, 450 sm), Port Vila (Vanuatu, 600 sm) und Noumea (Neu Kaledonien, 330 sm). Von dort dann nach Brisbane (850 sm).

Das warren also etwa 3.800 sm, die wir in ca 3 Monaten gesegelt sind, denn wir sind erst am 10. August 02 in Papeete aufgebrochen.

Wir haben uns auf diesem Teil der Reise bis Noumea immer zwischen 13° S und 23° S bewegt. Erst auf der Fahrt nach Brisbane haben die den Tropengürtel verlassen und sind jetzt auf 27°31' S. Man sollte meinen, daß wir auf der ganzen Reise von einem gemütlichen Süd-Ost-Passat begleitet worden wären. Aber so ist das nicht im Pazifik. Schon im östlichen Pazifik war der Passat unsteter und öfter von Fronten unterbrochen als der Nord-Ost-Passat im Atlantik. Fronten aus dem südlichen Pazifik dringen bis in die Passatzone vor. Wir haben den Eindruck gewonnen, daß, je weiter man nach Westen kommt, desto veränderlicher das Wetter wird. Immer mal wieder bildeten sich  Fronten, die zu stark böigem Wetter und vor allem zu total bedecktem Himmel führten. Oder es kamen Fronten von Südmeertiefs weit nach Norden, die Wind und auch mal Regen brachten. Über Australien und der Tasman-See bilden sich regelmäßig Hochdruckgebiete, die viel Wind bringen können, wenn die Isobaren dicht beieindaner liegen. Alle Druckgebiete ziehen in der Regel  etwa von Südwest nach Nordost, gegen den Passat. Sie werden vor allem von der weiter südlich gelegenen Westwinddrifft in den brüllenden 40gern angetrieben. Je nach Standort des Schiffes zu dem Verlauf der Isobaren sind Winde von Ost, Nordost, Nordwest, West und Südwest bis Süd neben dem klassischen Südostpassat möglich und durchaus häufig. So heißt es immer wieder warten, bis sich eine günstige Wetterlage für eine längere Passage eingestellt hat. Dann bildet sich jedoch völlig unerwartet eine neue Front und schon ist alles anders als erhofft. Die häufige tagelange Bewölkung des Himmels ist heute mit GPS an Bord (und esgibt kaum eine Yacht, die nur ein GPS hat) kein Problem mehr, aber als noch der Sextant die einzige Möglichkeit zur Ortsbestimmung bot, muß es häufiger zu schwierigen Situationen gekommen sein, weil auch immer wieder unvorhersagbare Strömungen auftreten.

Nun ja, im großen und ganzen ist das Wetter aber brauchbar und vor allem gemütlich warm, wenn wir auch schon gelegentlich laut geklagt haben, weil die Temperaturen z.B. in Fiji abends und nachts auf 21 ° absanken, wir uns nachts zudecken mußten und abends auch ein leichtes Jäckchen überzuziehen war. Gleiches Ungemach ereilte uns in Noumea. Aber meistens wurde es nach ein oder zwei Tagen wieder wärmer.

Nun bleibt mir wohl doch nichts, als ein bischen chronologisch über die Reise und einige besondere Erlebnisse zu berichten.

Zunächst unser Ausflug zur Osterinsel. In meinem Kopf befand sich ein Samelsurium von Erinnerungen über die Besonderheiten dieser Insel, Über das Rätsel der großen Steinfiguren, deren Zerstörungen (bestimmt von den bösen europäischen Missionaren betrieben) über die Besiedlungsgeschichte, vor allem durch Thor Heyerdahls Experiment geprägt. Das Studium des in Papeete erworbenen Reisführers brachte dann  schon erste Klarheiten und der Reiseführer unserer kleinen Gruppe von 5 oder 6 Personen malte dann ein völlig neues Bild in meinen Kopf. Die Osterinsel ist von den Marquesas aus etwa um  800 nach Christus besiedelt worden. Im gesamten polynesischen Kulturkreis stellt der Ahnenkult einen wichtigen Bestandteil des religiösen Lebens dar.  Auf der Osterinsel führte dies zu dem sonderbaren Kult mit den großen Steinfiguren. Sie sind keine Götterbildnisse, sondern Mahnmale für verstorbene eines Clans. Die ersten Figuren waren etwa 80 cm bis 1 m hoch, von Jahrzehnt zu Jahrzehnt wuchsen die Figuren und hatten in der Endphase die stolze Größe von zehn Metern erreicht (unvollendete im Steinbruch zu sehende Figuren erreichen ca 20 m). Insgesamt waren tewa 300 Figuren errichtet worden, 500 weitere Figuren sind unvollendet im Steinbruch oder auf dem Weg zur Errichtungsstelle (teilweise, weil zerbrochen) liegen geblieben. Nur aufgerichtete Figuren erhielten Augen (aus weißer Koralle mit dunkler Pupille, womit ihnen "Seele" und "Leben" verliehen wurde.

Als die Europäer kamen, stand keine der Figuren mehr! Man geht heute davon aus, daß es im 16. oder 17. Jahrhundert (möglicherweise wegen Übervölkerung) zu Bürgerkriegen zwischen den Clans kam, die zur  Zerstörung aller Steinfiguren führte. Die Kultur und Mytholgie ist dann allerdings gründlich von den Missionaren und den Sklavenjägern (fast die ganze männliche Bevölkerung ist im 19. Jahrhundert als Arbeiter in die Siberminen Perus entführt worden) zerstört worden. Durch diesen Aderlaß ist auch das Wissen um "Schriftzeichen" auf zahlreichen Holztafeln verlorengegangen. Die Holztafeln sind fast völlig von den Missionaren zerstört worden, die verbliebenen Reste sind bis heute nicht entziffert.

Mein Bericht wird schon wieder viel zu lang, aber noch ein Wort zu den "Häfen" der Osterinsel. An der Westküste gibt es in der Hauptstadt 2 kleine Häfen, die aber nur von lokalen kleinen Booten angelaufen werden können. Frachter ankern draußen, der Warenverkehr wird mit kleinen Booten abgewickelt. Segelboote müssen natürlich auch draußen ankern. In jeweils Luv der Insel entsteht sehr schnell hoher Seegang, so daß dort ein Ankern nicht möglich ist. Da die Winde unstet sind, muß eigentlich immer eine Mannschaft an Bord bleiben, die das Schiff zur jeweiligen Leeseite verholen kann. Auch in Lee der Insel lief in der Zeit in der wir dort waren, immer eine hohe Dünung auf die Küste zu, so daß eine Landung mit dem Dinghi uns äußert abenteurlich erschienen wäre. Trotzdem wird die Osterinsel wohl jedes Jahr von einigen Yachten angelaufen. Eine italienische Yacht ist auf den Klippen im Süden gestrandet, als der Skipper nicht an Bord war. Wir fanden den Ausflug sehr interessant, waren aber froh, das Flugzeug genommen zu haben.

In Papeete haben wir ganze 4 Wochen zugebracht und haben, wie wir wohl schon letztes Mal berichteten, den Luxus von ein wenig Zivilisation genossen. Danach ging es über Moorea, Raiatea,  Bora Bora nach Maupiti, unserer letzten der Gesellschaftsinseln. Sie alle bieten wunderbar klares Wasser, herrliche Schnorchel- und Tauchreviere, viel weißen Strand und Palmen, also Südseeromantik pur. Maupiti ist eine der kleinsten Inseln, mit wenig Tourismus. Die Einfahrt durch das Riff ist schmal, fast immer steht ein kräftiger Gezeitenstrom aus der Einfahrt, so daß, wenn Wind oder Dünung gegen den auslaufenden Strom stehen, sich heftige Brecher auch in der schmalen Riffdurchfahrt aufbauen. Wir waren morgens in Bor-Bora bei ruhigem Wetter ausgelaufen und rechneten mit einer friedlichen Einfahrt nach Maupiti. Draußen stand dann schon mal eine größere als erwartete Dünung und etwa 2 Stunden vor Erreichen der Riffdurchfahrt briste es auf ca 5 bis Bft auf. Dünung und Windsee standen jeweils schräg auf die Riffdurchfahrt. Bei dem Wind hatten wir auch keine Lust weiterzusegeln, also zogen wir Ölzeug an, verschlossen Luken und Nierdergang und nahmen Kurs auf die Riffeinfahrt. Wolfgang fuhr bis kurz vor dem Riff seitlich vom auslaufenden Strom und fädelte sich erst ganz zum Schluß in die Zufahrt zur Riffpassage ein. Ohne einen Tropfen Wasser ins Cockpit bekommen zu haben, erreichten wir das ruhige Wasser der Lagune. Eine mit uns einlaufende niederländische Yacht wurde unkonzentriert gefahren und hatte weder Luken noch Niedergang verschlossen. 2 Brecher überfluteten das Cockpit, obwohl das Achterschiff durch Achterkajüte sehr hoch war und hinten quer noch ein Dinghi hochkant stand.

Am nächsten Tag verließen wir die friedliche Lagune am Nachmittag und nahmen Kurs auf Suvarov, das wir nach 7 Tagen auf See erreichten. Über Funk erfuhren wir, daß es in dem Seegebiet, das vor uns lag, einige neue Riffe gibt, die im Internet veröffentlicht sind. Eine schweizer Yacht, die zu unserer Funkrunde gehörte, hatte unseren Kurs mitgekoppelt und teilte uns über Funk mit, daß genau 32 sm vor uns auf dem Kurs nach Suvarov eins dieser neuen Riffe (teils neu entdeckt, teils wohl auch durch Vulkanismus neu entstanden) lag. Wir fügten einen neuen Wegepunkt südlich des Riffs in unsere GPS-Route ein, und kamen sicher in Suvarov an.

Suvarov ist ein Atoll mit ca 4,5 sm Durchmesser, ist ein Naturschutzgebiet und wird in diesem Jahr von Februar bis November nur von dem Ranger John bewohnt. John ist Anfang siebzig, ein außergewöhnlich lieber und sportlicher Mensch. Zunächst muß John aber von jeder ankommenden Yacht 50 US$ Einklarierungsgebühren für die Cook-Islands kassieren. John meint, daß sein Staat den Seglern viel zu viel Geld abkassiert (wir meinen das auch) und versucht dies auf seine Art gut zu machen. Unter Seglern kursiert das Gerücht, auf Suvarov dürfe man nur vor der Hauptinsel ankern, alle anderen Motus dürfen nicht betreten werden und insgesamt sei der Aufenthalt auf nur 4 Tage begrenzt.

Als wir ankamen, wurden wir von den dort bereits ankernden Yachties unverzüglich unterrichtet, daß es abends um 7.00 Uhr bei John Dinner geben würde. John würde für Fisch und Früchte des Meeres sorgen, die Yachties für Getränke und Beilagen. Abends  genossen wir das Dinner, zu dem John auch noch Kokosnuswasser in unbegrenzter Menge als Getränk beisteuerte. Es gab Fisch und Muscheln. Für den nächsten Tag engagierte John wieder Helfer zur Beschaffung  der Zutaten fürs nächste Dinner. Neben Fisch und Muscheln standen auch Kokoskrabben auf dem Speiseplan. Einer der einhand segelnden Amerikaner sagte uns, das er trotz der 50 US$ nirgends so billig gelebt hätte, denn er sei nun schon seit 4 Wochen da, und jeden Abend gäbe es ein köstliches Dinner. Alle Motus konnten bei John mit Dinghi oder auch ganz per Schiff besucht werden, mit Ausnahme einer Insel in der Lagune, auf der viele Vögel brüten.

Für uns hatte es sich mit den 2 gemütlichen Abendessen, denn am nächsten Morgen drehte der Wind, wir lagen alle auf Legerwall, es briste auf und wir hatten nach kurzer Zeit einen kurzen, etwa 1 m hohen Seegang, der das Schiff besorgniserregend in die Ankerkette rucken ließ. Wir konnten nicht so früh wie beabsichtigt nach Luv verholen, weil die Ankerkette des niederländischen Einhandseglers, mit dem wir nach Suvarov gesegelt waren, kurz nach Einsetzen des Seegangs gebrochen war. Wolfgang beteiligte sich an dem Versuch, den Anker zu bergen. Schließlich mußte das Manöver abgebrochen werden. Der Anker ist dann nach Abflauen und Rückdrehen des Windes geborgen worden. Als wir dann schließlich Anker auf gingen, schossen mehrmals etwa 40 cm hohe Wellen über das Vorschiff und durchnäßten Wolfgang, der dort den Anker hochnahm, völlig. Danach motorten wir die 4,5 sm über die Lagune nach Luv und ankerten in frischem Wind und ruhigem Wasser hinter dem Riff. 2 Tage mußten wir dort bleiben, bis wir zu John zurückkehren konnten. Wir verließen dann  nach Bergung des verlorenen Ankers am gleichen Tag mit großem Bedauern das schöne Suvarov, um Apia, die Hauptstadt von Samoa (West Samoa hat sich in Samoa umgetauft) auf Upolu anzulaufen, das wir nach 4 Tagen erreichten. Jetzt war Ende August. Apia ist eine gemütliche Kleinstadt, und wir hatten das Glück, genau zur großen Festwoche angekommen zu sein.

Wir konnten bei mehreren Wettbewerben kostenlos zusehen (Chorwettbewerb, klassische Tänze, Blechmusikkapellen, Feuertänzer) und den Regatten mit Booten. Spektakulär unter den Bootsregatten war das Rennen der "Tausendfüßler". Hierbei handelt es sich um Ruderboote, die mit etwa 40 bis 50 Ruderern besetzt sind. Vorn und achtern sitzen einige Ruderer allein in einer Reihe, bis das Boot breit genug für Doppelreihen ist. Ganz vorn im Bug sitzt ein Trommler, der den Takt angibt, achtern ein Steuermann. Die Regatta selbst fand am letzten Tag der Festwoche statt, aber vorher wurde von den verschiedenen Booten täglich trainiert. Schon morgens um 6 Uhr wurden wir von den ersten Trommeln geweckt, gegen sieben Uhr kehrte dann wieder Ruhe auf der Reede ein. Abends wurde ein zweites Mal trainiert. 14 Teams nahmen an dem 6 sm langen Rennen teil, gewonnen hat schließlich ein Team von einer kleinen Nachbarinsel, 2. Sieger aber wurde das Team der Polizei von Apia. Diese Art Boote, die keinen Ausleger haben und mit Riemen und nicht mit Stechpaddeln betrieben werden, sind früher als Kampfschiffe in den kriegerischen Auseinandersetzungen der Stämme eingesetzt worden.

Die Gesang- und Tanzveranstaltungen waren leicht provinziell und sehr brav (ein bischen Mädchenpensionat), ohne so gekonnte Choreographie wie in Papeete. Die Blasmusikkapellen (Teil des deutschen Erbes?, wie der Tala als Währung) spielten brav einen Pflichtteil und boten danach eine sehr gekonnte Kür mit allerlei spaßigen Einlagen. Außerdem marschiert jeden Morgen eine Abordnung der Polizei mit deutsch-österreichischer Marschmusik durch die Stadt, um vor den Regierungsgebäuden die Flaggen zu hissen.

Eine Busrundfahrt um Upolu herum zeigte uns etwas von Land und Leuten. In Samoa begegneten uns zum ersten mal Männer in Röcken, die auch als Uniform von Polizei und Feuerwehr getragen werden. Wir haben uns schnell an den Anblick gewöhnt und halten das Kleidungsstück für sehr angenehm bei dem Klima. Auf der Rundfahrt stellten wir fest, daß mindestens noch 50 % der Samoaner auf dem Lande in den traditionellen Fales wohnen, das sind Dächer, die von Säulen getragen werden und ansonsten zu allen Seiten offen sind. Es gilt als unfein, in Fales hineinzusehen, auf jeden Fall sollte man wohl nicht photografieren. In Apia selbst haben wir ziemlich im Zentrum noch einen bewohntes Fale angetroffen. Diese "Wohnungen" sind in Schlaf-, Wohn- und Kochbereiche unterteilt, manchmal sind einzelne Teilbereiche mit Plastikplanen gegen die Sonne zugehängt.

Erst am 9. September segelten wir weiter, zunächst mit dem Ziel Fiji, beschlossen dann aber, einen kleinen Umweg zu segeln, um noch die Tonga-Insel Niuatoputapu anzulaufen. Diese Insel ist eine der nördlichsten Tonga-Inseln, weit abgelegen von allen Touristenströmen, ca 40 Yachten klarieren hier jährlich ein. Wir erhielten von 4 Beamten (Zoll, Einwanderung, Gesundheit und Landwirtschaft) Besuch. Eigentlich hätten wir alles frische Obst und Gemüse zur Vernichtung abgeben müssen, aber eine eindringliche Ermahnung, nichts davon an Land zu bringen, erlaubte es uns, die Sachen zu behalten. So verlief das Einklarieren dann auch in Fiji und Vanuatu, während in Noumea alle frischen Sachen, die wir nicht unverzüglich schälen und entkernen konnten oder wollten, der Vernichtung anheim fielen.

Tonga liegt zwar noch auf westlicher Länge, aber irgend wann haben die Politiker beschlossen, am Anfang und nicht am Ende eines Tages zu stehen. Mit Ankunft auf Niuatoputapu hatten wir die Datumsgrenze überschritten und uns war der 10. September abhanden gekommen. Anfangs war das etwas verwirrend für uns, aber inzwischen haben wir uns daran gewöhnt,  uns jenseits der Datumsgrenze auf östlicher Länge zu bewegen.

Niuatoputapu ist eine arme Region, die Familien leben von der Landwirtschaft, verarbeiten viel Pandanus zu Matten und anderen Gegenständen und leben u.a. von Geldüberweisungen ausgewanderter Familienmitglieder, da reine Subsistenzwirtschaft zum Lebensunterhalt nicht mehr reichen. Die Menschen sind sehr freundlich.

Von Niuatoputapu ging es dann Richtung Fiji. Kurz nach dem Auslaufen begegneten wir nochmals großen Walen, von denen wir im Westpazifik ohnehin mehr als im Osten gesehen haben. Obwohl wir auf ein "gutes" Wetterfenster 2 Tage gewartet hatten, ereilte uns kurz nach dem Auslaufen mal wieder eine neugebildete stationäre Front, die uns bis Fiji Starkwind von achtern brachte. Um bei dem harten Wetter nicht zwei Vorsegel ausbaumen zu müssen, sind wir vor dem Wind gekreuzt. Eines Nachts fiel dann die Windselbststeueranlage aus. Wir drehten bei, um nicht im Dunkeln auf Fehlersuche gehen zu müssen. Bei Sonnenaufgang stellte sich dann heraus, daß sich nur eine Umlenkrolle für das Steuerseil gelöst hatte. Sie war schnell wieder angebracht und weiter ging die Fahrt.

Mit Erreichen von Fiji hatten wir Polynesien hinter uns gelassen und waren in Melanesien angekommen. Die Melanesier sind ein ganz anderer Menschentyp als die Polynesier. Letztere haben  glatte Haare, einen zierlichen Körperbau und südostasiatische Gesichtszüge. Die Melanesier dagegen sind größer und kräftig gebaut, haben eine undurchdringliche Fülle krauser Haare auf dem Kopf und aus meiner Sicht fast negroide Gesichtszüge (breite Nase und recht volle Lippen).

In Fiji besuchten wir Vanua Levu und und Viti Levu. Auf Vanua Levu führte uns eine Busfahrt quer über die Insel und ließ uns den großen Einfluß des fast 50 % erreichenden Bevölkerungsanteil der Inder auf die Wirtschaft erkennen. Fast das ganze Geschäftsleben ist in indischer Hand. Während der Kolonialzeit sind die Einwohner zunächst als Arbeiter bei Abholzung der Sandelholzbestände ausgebeutet worden. Als der Bestand fast völlig erschöpft  war, entdeckte man in den Küstengewässern reiche Bestände an Seegurken, die in Südostasien als Delikatesse gelten. Als auch diese Ressourcen erschöpft waren, verfielen die Kolonialherren auf den Anbau von Zuckerrohr. Die örtlichen Häuptlinge erreichten, daß die Einwohner nicht als Arbeiter in den Zuckerrohrplantagen eingesetzt werden durften, um sie vor Ausbeutung zu schützen. Statt dessen wurden indische Arbeiter mit 5-Jahresverträgen ins Land geholt. Die meisten blieben nach Ablauf der Verträge und bilden nun fast die Hälfte der der Bevölkerung. Die vorwiegend schlanken, gepflegt erscheinenden und geschäftlich aktiven Inder bilden einen starken Kontrast zu den großen, kräftigen und unbeholfen wirkenden  Melanesiern.

Das nächste Ziel war Port Vila auf Efate (Vanuatu, ehemals Neue Hebriden). Port Vila ist zur Kolonialzeit als Kondominium von Franzosen und Engländern gleichzeitig verwaltet worden. Es gab keine räumliche Abgrenzug zwischen den Bevölkerungsgruppen, sondern es gab einfach 2 Verwaltungen, und in Abhängigkeit der Nationalität der Einwohner galt entweder das französische oder das britische Recht. Einheitlich war der Rechtsverkehr, durchgesetzt hat sich jetzt als erste Fremdsprache das Englische, obwohl noch viele Speisekarten in Restaurants in französisch sind. Port Vila ist eine lebendige und ordentliche Kleinstadt, auf Efate gibt es viel Tourismus. Eine Busrundfahrt und ein Erdofenessen in einem Dorf nahe Port Vila zeigten uns ein bischern vom Land. Außerhalb von Port Vila ist fast keine weitere Infrastuktur.

Letzte Station vor Australien sollte Noumea (Neu Kaledonien) sein,  ein Überseestaat Frankreichs. Der Segeltörn dorthin war wieder auf ein Wetterfenster angewiesen, denn vor uns lagen gut 200 sm rein Süd, die bei einem heftigen Südost nicht so angenehm gewesen wären. Wir warteten also auf eine Winddrehung nach Nordost. Allerdings blieben uns längere Passagen hoch am Wind nicht erpart, jedoch konnten wir einen Kreuzschlag vermeiden.

In Neu Kalodien erwartete uns eine Überraschung. Neu Kaledonien ist wie auch Neuseeland keine Insel rein vulkanischen Ursprungs. Es ist ein Teil des alten Erdteils, aus dem auch Australien gebildet wurde, irgend wann von Australien abgebrochen und aufgrund der Plattentektonik dann nach Osten gedriftet. Aufgrund der geologischen Entwicklung ist Neu Kaledonien reich an Bodenschätzen. Im Tagebau wird Eisenerz und vor allem Nickel abgebaut. Die Erze enthalten auch viele andere wertvolle Bestandteile wie Molybdän, Wolfram und Mangan.

Der Süden der Insel, den wir durch eine Busrundfahrt kennengelernt haben, ist geprägt von roter Erde mit einer Trockenvegetation. Wir fühlten uns wie in den Subtropen. Allerdings zeigte die Ostküste dann wieder einen tropischen Charakter.

Um nicht gegen einen Südwest nach Australien kreuzen zu müssen, warteten wir in Noumea auf ein Wetterfenster. Als es dann soweit war, klarierten 20 Yachten aus, von denen 12 Yachten nach Brisbne strebten. Wir hatten mal wieder ein Kurzwellentreffen auf einer Frequenz verabredet und schnackten 3 mal Tag miteinander. Die ersten Tage waren von ausgeprägter Flaute geprägt. Nach einer kurzen Segelperiode und erneuter Flaute sprang unser Motor, der liebe Gottlieb, nicht mehr an. Wir dümpelten für viele Stunden auf der Stelle. Als es dann hell wurde, entschloß sich Wolfgang zur Reparatur. Er vermutete verbrauchte Einspritzdüsen als Ursache. Ersatz war an Bord, dann fehlte uns ein wichtiges Werkzeug. Eine Anfrage bei einer südafrikanischen Yacht, die zufällig in Sichtweite bei uns war, ergab, daß das richtige Werkzeug dort vorhanden war. Nach kurzer Zeit hatten wir das begehrte Teil und nach 5 Stunden schnurrte der Motor wieder. Dann  wurde der Kraftstoff knapp. Wolfgang kippte unser Benzin für den Außenborder und einen Petroleumvorrat in den Tank. Doch dann kam Wind und uns waren noch 30 l Brennstoff im Tank verblieben, als wir in Scarborough, dem Einklarierungshafen von Brisbane,  fest machten.

Die Einklarierung, speziell in Scarborough lag uns heftig auf dem Magen, denn der australische Zoll und besonders die Quarantäne-Leute in Scarborough haben den Ruf, sehr streng zu sein. Die Broschüren, die uns ausgehändigt worden waren, sahen viele unerlaubte Lebensmittel vor und fast alles übrige sollte deklariert werden. Das Verbleiben der deklarierungspflichtigen Waren war einer Besichtigung vorbehalten.
 
Also erstellten wir eine umfangreiche Inventur. Aber dann kam alles anders. Pauschal waren Warengruppen zu deklarieren. 2 verbliebene Kartoffeln und einige Zwiebeln mußten abgeliefert werden,  einige Waren, vor allem Teigwaren, Mehl und Reis wurden besichtigt und konfisziert, wenn einige kleine Insekten entdeckt wurden. Uns  waren die bisher entgangen. Die meisten Teigwaren, alles Brotbackmehl und aller Reis sowie alle übrigen Bestände an Waren sind uns verblieben. Es ging alles ganz leicht und freundlich. Staub- und Bilgenwasserproben, wir auf anderen Schiffen genommen, blieben uns auch erspart.

Einige erste Ausflüge an Land haben uns gezeigt, daß wir wieder in der ersten Welt angekommen sind.

Nun unsere nächsten Pläne. Am 15. November fliegen wir zunächst nach Hawaii, dann nach einigen Tagen über Los Angelos  nach Kiel. Wir werden dann im Januar wieder abfliegen, zunächst für einige Tage nach Singapore, dann für 4,5 Wochen nach Neuseeland. In Brisbane werden wir im Februar wieder eintreffen wenn wir unsere Pläne nicht ändern.

Herzlichst
die Stella Maris Crew
Inge und Wolfgang


letzte Änderung 9. 2002